liebes thüringen.

es ist ja nun kein geheimnis, daß uns so eine art haßliebe verbindet. ich bin hier um zu studieren (mails mit fragen nach der semesterzahl werden übrigens nicht mehr beantwortet), du bist hier um zu .. hmm - wozu eigentlich? um mir das passende umfeld zum studium zu bieten? nein, das kann's nicht sein. aber ich gebe zu, es gibt schöne fleckchen hier in der nähe, das wetter könnte schlimmer sein (und wenn ich als quasi-ilmenauer das sage, will das schon was heißen), und zwischen den ganzen hirnlosen überschminkten disco-tussis finden sich manchmal sogar auch hübsche frauen mit mit grips und fiesem humor. man könnte sagen, wir haben uns arrangiert, oder? ich bin nach dem studium hier weg, das hab' ich dir versprochen, und du nervst mich möglich wenig mit ossi-dialekt, kleinstädtischem verwaltungs-blabla (obwohl ich es zugegebenermaßen noch nicht ganz verdaut habe, daß ich meinen hauptwohnsitz hierher verlegen mußte, nur um vor der haustür parken zu dürfen) und provinziellem getue ("ost-produkte-garantie", anyone?).

letzten sonntag hat unsere beziehung aber einen deutlichen riß bekommen. was soll das? war das eine kampfansage an mich persönlich? oder eine art motivation, mein studium jetzt doch möglichst schnell zu beenden, um endlich aus diesem loch hier rauszukommen? gut, es gibt gegenden in berlin (wo es mich bekanntermaßen hinzieht), da hat die pds ähnliche wahlergebnisse wie hier. aber berlin ist groß genug, um das zu kompensieren. in diesem kaff hier fällt sowas direkt auf mich zurück. kannst du, thüringen, dir vorstellen, was für ein gefühl es ist, wenn man anrufe wie "was habt ihr denn da für eine scheiße zusammengewählt?" beantworten muß, und das regelmäßig?

ich erwarte ja gar nicht mal, daß ich mit meiner "todeskombination" (in der mich lustigerweise kürzlich sogar der wahl-o-mat bestätigt hat und mit der ich bisher bei allen wahlen ganz gut gefahren bin, jedenfalls was mein gewissen angeht) hier allzuweit komme. wenn ich in lustiger runde mein "grün-gelb" erwähne, halten die meisten hier das zwar für brasilianischen fußball, aber immerhin ist's mal eine gesprächsgrundlage. trotzdem, bei aller ost-verbundenheit - die rotnasigen clowns bekommen hier fast 35%? das kann doch nicht dein ernst sein.

schade, thüringen. aber ich will das jetzt auch gar nicht großartig mit dir diskutieren. wollte nur mal erwähnen, daß ich enttäuscht von dir bin.

die sieben temperamente der fernsehenden

ja, ich zähle mich dann wohl zur gruppe der involviert emotional genießenden habituell-genügsam distanzierten begeisterungsfähigen, teilhabend-skeptisch auf orientierungssuche den wissensdurst stillend und dadurch den streß bewältigend. (kurz gesagt, ich stehe dem fernsehen eher amtrivalent gegenüber.)

the desolation times

eigenartig ja auch, daß offenbar noch niemand auf die idee gekommen ist, eine zeitung dieses namens rauszubringen. der titel mag ja ein wenig nach "springfield observer" klingen, aber - rezensionen langweiliger musik, schlechtwettervorhersagen, mittelmäßige nachrichten, unfallstatistiken, todestrennungsanzeigen, interviews mit arbeitslosen, "ehrliche" horoskope, rimbaud-texte, anzeigen vom dgb, jede ausgabe als "die wahrscheinlich letzte" bezeichnen. und das ganze als beilage zur brandeins. marktlücke, vielleicht. wenn man nur mehr zeit hätte.

also wenn sie mich fragen, ich bin ja startseitenfan.

und immer wieder diese hektik, ein weblog früher wieder zu erwischen als der zuletztgelesene eintrag von der startseite weggescrollt ist, weil die kopfbarriere viel zu groß ist, auf "weiter" zu klicken, oder auf "früher", oder auf "älter" oder auf "blättern". die genaue definition von "anachronismus" nachschlagen, lächeln, aber nie "weiter"-blättern.

"und genau das ist doch der punk!" (und ich b ..

"und genau das ist doch der punk!"

(und ich bekomm' einfach das bild von einem dieser hinter verschlossenen türen -meetings bei einem majorlabel nicht mehr aus dem kopf, bei dem die musikindustrie köpferaufend auf der suche nach neuen zielgruppen ist, seit dem niedergang der bravo-sampler-verkaufszahlen - und dann fällt dieser satz. verdammt. einmal gehirnwäsche für den herrn hier drüben, bitte?)

(genauso wenig bekomme ich übrigens die assoziation zu kalkofes "er mag auffe türen" aus meinem kopf, immer wenn ich "hinter verschlossenen türen" irgendwo lese .. aber vielleicht brauch' ich ja auch einfach nur urlaub.)