stick-mem

weil ich angeblich geschmack habe und legendär bin, meint die außenwelt, könnte ich doch mal einen fragebogen beantworten. na, ausnahmsweise. wie ich aber nun mal so bin, muß ich dabei ein bißchen rumzicken und gegen das system schlumpfen. 

1. total amount of music files on your computer:

ungefähr 2500 stück, gerippt von den originalen (ogg mit -q8), auf dem tragbaren dings. das nötigste aus der tonträgersammlung eben, von der ich aufgrund widriger umstände räumlich getrennt lebe (weswegen ich so ein ding auch nur besitze). klassiker und lebensbestimmende alben und sachen, die in irgendeiner form für meine musikalische sozialisation mitverantwortlich waren. was nichts daran ändert, daß mir soundfiles in ihrer eigenschaft als stofflose dinger doch arg unsympathisch sind. menschen, die ihre "musiksammlung" in gigabyte beschreiben, haben etwas falsch verstanden. ich erzähle da lieber geschichten, wann und auf welchem flohmarkt ich die entsprechende lp gefunden habe. und, ja, manchmal fühle ich mich wirklich alt.

2. the last cd you bought was:

heute kamen mehrere päckchen mit noch mehr cds und lps hier an. die davon zuletzt ausgepackte war zugleich die untypischste für sowohl meinen musikgeschmack als auch den rest meiner tonträgersammlung, also perfekt um sie hier zu nennen: moneybrother - blood panic.

3. what is the song you last listened to before reading this message?

in slaughter natives - as my shield

4. write down 5 songs you often listen to or that mean a lot to you.

you're kidding. keine chance, das auf 5 songs zu beschränken. 34 ist absolutes minimum. und da fehlt noch so viel.

pet shop boys - being boring
current 93 - soft black stars
deine lakaien - love me to the end
deine lakaien - night of love (live)
tuxedomoon - in a manner of speaking
einstürzende neubauten - nnnaaammm
sanctum - [-]
legendary pink dots - when i'm with you
manic street preachers - motorcycle emptiness
muse - sunburn
nature & organisation - bloodstreamruns
nine inch nails - wish
death in june - fall apart
november növelet - misanthropy
novy svet - operazione runa
placebo - every you every me
antony and the johnsons - cripple and the starfish
sigur rós - starálfur
deus - instant street
the protagonist - mutability
mila mar - seratia
the sisters of mercy - 1959
dead can dance - summoning of the muse
endraum - albatros
wipers - when it's over
asylum party - pure joy in my heart
the dubrovniks - you're gonna get what's comin'
morrissey & siouxsie - interlude
bel canto - a shoulder to the wheel
pink turns blue - walking on both sides
stratis - herzlos
the fair sex - no excuse
adriano celentano - la barca
myrna loy - sing garden

(repräsentativ geht anders. das sind nur songs, zu deren persönlicher verbindung ich jeweils mindestens 10 minuten reden könnte.)

5. who are you going to pass this stick to? (3 persons) and why?

rabatjoe (torpedo system sachs), andreas (frapp.antville) und johnny (spreeblick). weil das die drei wahllos spontan naheliegendsten aus meiner linkliste sind, denen ich potentiell musikgeschmack zutraue und von denen ich mir die antwort auf die fragen nicht sowieso schon denken kann.

interaktion olé

beim lesen von trackbacks in fremden weblogs immer wieder dieses gefühl, als käme gerade eine special-interest-reisegruppe (modelleisenbahnfreunde kasachstan e.v., 4 personen inklusive mitreisende gattinnen) vorbei und als täte deren reisegruppenleiter so, als würde er mit dem inhaber der sehenswürdigkeit bzw. tank-und-rast-anlage seit 17 jahren zwomal monatlich skat kloppen, aber der erinnert sich nicht mal an den namen der reisegruppe (tisch "reserviert für fahrer", genau zwischen klo und küche), will aber höflich sein, und trotzdem bitte essen sie schneller, der nächste bus wartet schon, hier drüben ist der souvenirshop (my brother went to rastanlage olsenhausen-west and all i got was ..) und provision in form von einem mittagessen bzw. rückwärtsverlinkung (werden sie mitglied bei den modelleisenbahnfreunden). ich hab' gruppenreisen wirklich noch nie gemocht.

der erste satz ist der schwierigste.

ich verbrachte ungewöhnlich lang damit, ihren blick einzuordnen. wahrscheinlich mehrere sekunden. eine erstaunliche mischung aus "hilf mir!" (auf eine latent panische art) und "na, hallo!" (auf eine latent sympathische art) blickte mich da an - ich hoffte auf einen größeren anteil an letzterem, mußte aber zugeben, nachdem ich fertig-eingeordnet hatte, daß die wahrscheinlichkeit zu ersterem überwog. ein paar sekunden vorher war sie aufgetaucht und hatte sich mir schräg gegenüber an den tisch gesetzt, jetzt schaute sie mich mit diesem - zugegeben - doch leicht unsicher wirkenden blick an, und weitere zwei sekunden später tauchte aus der menschenmenge neben der tanzfläche der offensichtliche grund dafür auf.

der grund trug einen viel zu großen ohrring (jedenfalls fiel mir das zuerst auf), außerdem eine schlecht sitzende (weil viel zu weite) jeans und irgendein bedrucktes sweatshirt, bei dem er die ärmel nach oben geschoben hatte. beide. der grund hatte in der rechten hand ein ungefähr halb-gefülltes bierglas, am dazugehörigen arm einen mittlerweile überwucherten und schlecht erkennbaren tattoo-rest und auf dem kopf ein dunkles strickmützchen. außerdem war er besoffen, was spätestens in dem moment offensichtlich wurde, als er versuchte, sich neben ihr lässig hinzustellen, was über die zwischenschritte aufbauen und aufplustern in einem anlehnen endete. an den pfeiler neben ihm.

sie hatte noch nichts gesagt. ich versuchte, mit meinem antwortblick etwas in der art von "alles klar, verstehe!" auszulächeln, bildete mir ein zurückgeblinzeltes "danke!!" ein und wartete ab. sie war jünger als ich. ein wenig, und ich sah es auch nur in ihren augen. wahrscheinlich hatte sie ein kind, eine tochter, die heute mal bei ihrer oma übernachten durfte, so daß mama - wie maximal alle zwei bis drei monate - sich endlich mal wieder einen netten abend machen konnte. alleinerziehend, aber "tough", erwachsen geworden durch erfahrung, am leben nicht kaputtgegangen sondern gewachsen, nachdem ihr stecher sie während der schwangerschaft sitzengelassen hatte. die für ein unterwegs-sein im nachtleben -so provinziell dieses auch manchmal sein mochte- hin und wieder notwendige souveränität aufgrund mangelnder übungsgelegenheiten ein bißchen verlernt, aber dame genug, um von typen wie dem besoffenen ohrringträger entsprechendes zu halten und primär angewidert, aber auch ein klein wenig ängstlich, darauf zu reagieren. ausdruck von stolz im klassischen -weil ursprünglichen- sinn, dadurch eindruck auf mich.

aber gesagt hatte sie noch nichts. der grund startete einen weiteren annäherungsversuch und hielt sein bierglas in ihre richtung, während er grunzlaute von sich gab, die ungefähr wie "na? na??" klangen. ich begann mich zu schämen. ich hatte mit dem grunztyp nichts zu tun, ich konnte auch nichts für seine seltsame mitteilsamkeit, aber ich konnte nur schwer der versuchung widerstehen, mich für ihn, für diesen club, für meine geschlechtsgenossen, für die anmache, für die anmache auf diesem niveau, ganz generell für dumme menschen, für die ganze situation oder für den versauten abend bei ihr zu entschuldigen. allerdings hielt ich auch diese überlegung für zu lang, zu kompliziert und auf eine seltsame art auch für viel zu offensichtlich, um sie für die ersten worte an sie zu verschwenden. ich packte also alles in einen blick und schickte ihn quer über den tisch in ihre richtung. sie lächelte.

die nächsten 10 minuten verbrachte sie damit, angestrengt auf die tanzfläche zu sehen, in meine richtung zu lächeln, an ihrem glas zu nippen und mit ihren augen zu seufzen. der grund mühte sich währenddessen ab, ihre aufmerksamkeit wiederzuerlangen, und merkte es offenbar nicht (oder wollte es nicht wahrhaben), daß er schon vor stunden verloren hatte - schiefgelegter kopf, besoffen-gequältes anlächeln, verstecktes anstarren, zuprosten, das komplette debilenprogramm eben. ich verbrachte die 10 minuten damit, ihre unausgesprochenen hilferufe mit empfangsbestätigungen zurückzublinzeln, mir dabei siebenhundert fragen zu stellen (aber keine auszusprechen) und mit dem dritten auge immer den suffkopp im blickfeld (und diese glitzernde atmosphäre zwischen ihr und mir bei-) zu behalten.

sie sah verzweifelt aus. nicht desperate oder aufgelöst, nur ein klein wenig verzweifelt. wahrscheinlich dachte sie schon den ganzen abend darüber nach, wie gerade sie es verdient hatte, von so etwas angemacht zu werden. welches element, welche kleinigkeit an ihr auf solch einen menschen anziehend gewirkt hatte, ob sie nicht allein schon wegen yin und yang und irgendeinem verfickten kosmischen gleichgewicht es verdient gehabt hätte, wenigstens mit einem netten kerl zu flirten, und wieso sie sich von so einer kleinigkeit so sehr runterziehen läßt, nach all dem, was sie bisher in ihrem leben schon geschafft hat.

während der säufer kurz zum klo verschwunden war, verabschiedete sie sich von mir mit einem nochmaligen blick, der irgend etwas zwischen "danke", "seufz" und "ach, - .." ausdrückte, für den rest des abends auf die tanzfläche. mister suffkopp, nach seiner rückkehr sichtlich verwirrt (die worte "wo isse hin?" standen in überdimensional großen buchstaben in der alkoholgefüllten gedankenblase über seinem kopf geschrieben), kapitulierte, ging zurück an die bar und soff sich, nehme ich an, irgendwann nach hause. sie tanzte immer noch, und ich bilde mir ein, sie lächelte dabei jetzt irgendwie anders.

später, bei annem licht nach dem letzten rausschmeißer, traf ich sie an der garderobe wieder. und gerade bevor ich die unglaublich dämlichen worte "alles in ordnung?" aussprechen konnte, beantwortete sie sie schon mit "ich komm' klar. danke." - mit einer fast, aber eben nur fast unmerklichen anhebung ihrer stimmlage während der letzten silbe, mit der exakt millisekundengenau richtigen atempausendauer zwischen "klar" und "danke", und mit einem der ehrlichsten und beeindruckendsten lächeln, die ich seit langer zeit gesehen habe.

vielleicht überleg' ich mir ja mal, wie ich sie anspreche, wenn ich sie nochmal treffen sollte. der erste satz ist ja bekanntlich immer der schwierigste.

ohne titel (außer "ohne titel")

ich bin ein fan der deutschen sprache. ich mag neologismen, ich halte eine präzise angewandte grammatik und eine kreative wortwahl für sehr sexy und ich befürworte einen sinnvollen einsatz deutscher begriffe statt anglizismen - immer unter verwendung des gesunden menschenverstandes, versteht sich (wer "weltennetz" und "lichtscheibe" statt internet und cd sagt, kann damit rechnen, von mir ausgelacht zu werden).

trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen (die vorstehende formulierung habe ich übrigens aus dem sammelwerk "floskeln für jede gelegenheit" bzw. dem nachfolgewerk "ein smalltalk entsteht selten allein" aus dem verlag norman rentrop - schick, nicht?), habe ich ernstzunehmende probleme mit begriffen aus der großen welt der im-weitesten-sinne-informatik, wie sie oft von lehrern bzw. dozenten oder eltern und computer-bild-abonnenten in freier textbahn verwendet werden.

kurz und knapp: in meiner gegenwart strikt verboten wird ab sofort die verwendung der begriffe umschalt- bzw. feststell- sowie wagenrücklauf-taste. etwas weniger dramatisch, aber auch eher ungern gesehen (vgl. straftat/ordnungswidrigkeit), sind ab sofort die bezeichnungen rollentaste sowie pole position-taste. (über die sog. string- und tablatur-tasten werde ich mich in einem gesonderten pamphlet äußern müssen.)

wir danken für die aufmerksamkeit.

(vielversprechendes einleitungsaroma, langweilig im abgang.)

ein kurzer absatz über vinyl, wortwahl, originalität und beethoven.

im rahmen eines meiner lieblingsformate vorhin auf arte seit langem mal wieder die formulierung "fünfundvierz(i)ger" gehört, als bezeichnung für eine single (oder, neudeutsch bzw. mittlerweile üblicher, "seven-inch").

[ in meinem alter meint man mit einer "singleseite" ja wirklich noch eher etwas schwarz-rund-flach-berilltes mit loch in der mitte, keine webseite für einsame herzen. "generation mediendivergenz", schreit der popliterat aus der küche. ]

sofort verzückt gewesen ob des offenbar angelernten schmäh' (oder zumindest dem, was ich für einen solchen halte), daraufhin die eigene schrulligkeit vermißt. plan für demnächst: originelleraler werden. (erste amtshandlung: beethovens "musik zu einem ritterballett" als klingelton auf's telefon schubsen. ohrwurm seit der günter-gaus-abschiedssendung bei news & stories am sonntag. auch so 'n original, der.)

gigposters

kaffee machen, kekse besorgen, gemütliche sitzposition einnehmen, portishead-artige hintergrundmusik dazu, - und dann auf zu gigposters.com - "dedicated to the artists, designers and musicians who create amazing gig posters to advertise shows and events" - sich danach vornehmen, gelegentlich mal eine kunstsammlung aufzubauen (abteilung "man sollte doch eigentlich").

(suchbegriffe für hinreichend beeindruckende startpunkte zum weitertreibenlassen: weezer, radiohead, interpol, the shins, misfits, print mafia, lucy and dave, todd slater. und millionen weitere.)

(via)

die innere stimme ist stille

kürzlich irgendwo aufgeschnappt, daß "person" angeblich von "per sonale" kommt - "durch den klang".
was man damit so alles herausinterpretieren, hineinlegen, bedeutungsinfizieren oder gedankenschweifen könnte - das exponiert in gegenden, von denen aus die initialthese überprüfen zu wollen ich mir regelrecht höhenangst einreden muß, wenn ich nicht innerhalb von sekunden zwischen debilität und wahn herumoszillieren will ("und zwar mit welcher frequenz?").

kultureller unschuldsverlust. teufelnochmal.

nach rund 20 jahren plötzlich erst auf die röckdöts als solche im motörhead-logo aufmerksam gemacht werden (überall anderswo das phänomen längst als solches zur kenntnis genommen, nur motörhead eben schon immer mit echtem "öh" ausgesprochen) fühlt sich ungefähr vergleichbar schräg an wie das lesen "richtiger" lyrics nach jahrelangem mitsingen der ursprünglich und ausschließlich als kind herausgehörten variante.

kommt "verklärung" etwa gar nicht von "klar"?

(via)