traumberufe ("was mit medien")

alexander neumayer - obstschnitzer

das oberflächlich tolle hingegen am fernsehen ist dann ja wieder, daß man nur zur richtigen uhrzeit blind auf einen der deppensender schalten und ein paar minuten abwarten muß, bis sich die möglichkeit für einen screenshot bietet, den man nicht einmal mehr kommentieren muß.
[aber könnte, natürlich, mit "dekadenter scheißdreck für gelangweilte gala-leserinnen" vielleicht, ein bißchen weniger harsch sondern mehr niedlich formuliert eventuell, und mit einer angezynischten schlußpointe versehen. aber aus dem alter ist man dann ja auch irgendwie raus, so im weblog.]

du verliebst dich immer nur in dinge, die in bewegung sind, nie in statische (personen werden interessant, geräusche werden zu musik, orte beginnen zu leben). den zauber siehst du im moment, also einem -wenn auch kurzen- zeitraum, einer zeitspanne, in der du das objekt ent-deckst. /wenn/ du dich verliebst, dann in einen ablauf, ein intervall, eine energie, einen strom (stream). und deswegen stößt dich stille auch so sehr ab: sie macht dir angst, denn sie ist das gegenteil von verliebtsein (-- also gleichgültigkeit). begierde ist potential, und zeit heilt.

und das, was auch verlorengeht in dieser technifixierten welt, ist das moment des suchens und findens: die "ich sitze hinten links"-sms oder der "ich komme drei minuten später"-anruf, all das verlangweilt den öffentlichen raum, das be-gegnen. räume werden nicht mehr erschlossen sondern eingenommen, informationsgehälter sinken, eindrücke prägen nicht mehr sondern werden notiert oder ignoriert. keine überraschungen mehr bei verabredungen, keine stimmung und keine spannung, nur noch "wink' doch mal, wenn ich endlich drei meter neben dir stehe". kalt, warm, lauwarm: virtualisierungen des suchens, nichts mehr mit-bekommen, kein abenteuer mehr dank flatrate. das war in den 80ern echt sexier (-- die klamotten aber schlimmer, zugegebenermaßen).

aus tiefstem herzen

wir bewundern am fernsehen auch 2007 noch immer die kunst der /inszenierung/. bei allen beteiligten, innerhalb aller formate, zu jeder uhrzeit, auf jedem sender, auf jeder einzelnen stufe des schichtenmodells. die zwar auch in anderen medien existiert, aber nirgends so subtil perfektioniert wurde (vielleicht sogar ehrlich unbewußt, stellenweise) wie im fernsehen: ekelerregend und beeindruckend zugleich.

("hier ist eine competention!")

dein lebensentwurf, nicht meiner.

sehr geehrte dame / sehr geehrter herr,

aufgrund einer derzeit stattfindenden, "qualitätsoffensive" genannten verschlankung bzw. verkleinerung meiner xing.com-kontaktliste, finden momentan unterschiedliche kriterien zu re-validierung meiner privaten oder geschäftlichen beziehungen anwendung. eines dieser kriterien ist das der angemessenen kleidung auf der sie repräsentierenden abbildung in ihrer profil-seite bzw. auch der inhaltliche eindruck, den ein besucher aufgrund der textlichen angaben im rest ihres profils von ihnen bekommt.

diese genügen in unserem fall leider nicht mehr meinen veränderten ansprüchen an einen inspirierenden, interessanten und glücklichmachenden "kontakt" bzw. haben sich mittlerweile inhaltlich doch zu weit von dem entfernt, was mir im leben am herzen liegt und worauf ich bei der auswahl meiner sog. "freunde" achte. aus diesem grund entferne ich heute das zwischen uns bestehende webzwonull-willkür-bit, nicht ohne sie darauf hinzuweisen, daß dies als reiner akt mentaler hygiene meinerseits und nicht als streitoffensive (o.dgl.) gemeint ist.

einer erneuten bewerbung ihrerseits stehe ich selbstverständlich aufgeschlossen gegenüber, sobald ihr xing.com-profil sowie ihr herz, ihre augen und ihre aussagen einen weniger verkrampften bzw. verbitterten eindruck machen.

es grüßt,
in liebe,
f.

eigenartig, daß man sich dann doch nicht traut, aus dem entwurf eine auch wirklich verschickte elektropost zu machen (ganz zu schweigen von den darin angesprochenen "konsequenzen", natürlich). fast so eigenartig wie das trotzdeme posten des gesamten textes im eigenen weblog. aber wo schon selbstdarstellung, wenn nicht hier?

[nein, diese frage war rhetorisch gemeint. vielen dank.]

zu den traurigsten momenten, die ich kenne, gehören auftritte einer weder objektiv schlechten noch objektiv tollen band im halbleeren club, also vor deutlich zu wenig publikum. mit dem insiderwissen über die soundsoviel vorher verlosten gästelistenplätze, bekannte clubgesichter und szenenzugehörigkeit der anderen bleiben noch eine ungefähr einstellige zahl echter, interessierter gäste übrig. und denen gefällt es, statistisch, eben auch nur zum teil. die band überspielt das mit antrainierter überspielungscoolness (also mit zuviel gequatsche zwischen den songs und erfolglosen euphorie-motivationsversuchen währenddessen), das publikum ist bemüht, aber fühlt sich eben allein & -gelassen, die pausen zwischen song-enden und applaus-beginn sind mehrere millisekunden zu lang, -- und die guten absichten auf allen seiten führen ja auch nicht nur bei konzerten in den seltensten fällen zu glück und zufriedenheit. der subjektiv tollen band kann man nicht einmal etwas vorwerfen außer unerfahrenheit, selbst das nicht mal guten gewissens, und man kann sie nicht so recht trösten, nur mitgefühl haben und sich beim applaudieren mühe geben, wie mehrere zu klingen.

party nach dem konzert mit karaōke und "free schnaps", eintritt nur noch 1 euro, der club füllt sich merklich. ich laufe nach hause, nachdem ich mich als einer von zweien in die ausliegende band-newsletter-liste eingetragen habe, und denke nach über kulturgeschichtliche aspekte alkoholischer getränke.

derzeit funktioniert das dreidimensionale berlin im netz eher schlecht als recht -- gebäude schweben in der luft herum, die anwendung ist äußerst träge. ['piegel]

stimmt, und nicht nur "im netz". hab' ich letzte nacht auf dem heimweg auch alles schon bemerkt.

in letzter zeit in fragebögen unter "beruf" immer öfter "nachtlebentheoretiker" eingetragen, bisher noch immer keine rückfragen (oder wenigstens offen geäußerte ver- oder be-wunderung) bekommen. nahender zweifel an der originalität des begriffs daher. demnächst also vielleicht doch mal "verabscheuerer", "grübelmonster" (bzw. "verdrängler") oder "neologismusfanatiker" testen.

just write. it'll take care of saving your work as you go automatically every few minutes, when you start a new document, and when you open a different document. your documents will still be here when you come back later.

distortion-free writing: writer. (also dark room in online, quasi.)

überhaupt, dieser ganze schicke minimalismus bei den aktuellen webzwonull-sachen, den ich ja noch immer nicht satt habe, obwohl er mittlerweile das in web-applikation gegossene übersteuerte flüstern, die brecheisen-subtilität, geworden ist: nicht nur die anwendung selbst und deren optik, sondern auch & schon der name und die sanftheit und zartheit von all dem. toll.
(-- und "toll" wird übrigens gerade das neue "grandios", im gleichen atemzug.)

(..) to do it the other way round, to popularize idioms and metaphors that come from the computer to the so called real life. there has to be a healthy balance of cultural exchange from both sides.

suggestions on how to talk in the 21st century -- idioms.