die zahl verstehen

"(…) - etwa, was sie verstehen, wenn sie im fernsehen oder radio im wetterbericht hören, dass die 'regenwahrscheinlichkeit für morgen, dienstag, 30 prozent beträgt'. dazu fragten sich die forscher in fünf großstädten der welt durch: in new york, athen, amsterdam, mailand und berlin. es hagelte antworten, und zwar ganz unterschiedliche. so meinten nicht wenige, dass es demnächst in 30 prozent der gegend, in der sie lebten, regnen würde. eine berlinerin wusste: 'wenn am himmel 100 wolken stehen, dann sind 30 davon regenwolken.'"

wolf lotter in brandeins über zahlenverständnis im volk: "das falsche gewicht".

aber man muß sich ja nur mal deutschlands beliebteste quizshow 3x wöchentlich auf rtl ansehen: günther jauch, spürbar stolz auf seine humanistische bildung, schaut jeden kandidaten mit mathematischer bzw. naturwissenschaftlicher bildung so an, als käme dieser von einem anderen stern. zig geburtsdaten von dichtern und denkern auswendig zu kennen ist die sogenannte "allgemeinbildung" und wird als notwendig angesehen - eine gaußsche normalverteilung erklären zu können dürfte hingegen die garantie dafür sein, in den augen des moderators als streberhafter nerd zu gelten und es sich für den rest der sendung mit ihm zu verscherzen. nicht, daß ich eine humanistische bildung für unwichtiger halten würde als eine mathematische, vielleicht sogar in der tat eher im gegenteil (nicht zuletzt als gegengewicht gegen das zahlenlastige studium mach' ich schließlich sowas wie argh!). aber ich würde mir trotzdem wünschen, daß doch erst einmal am image von zahlen, statistiken und artverwandten themen gearbeitet werden würde, bevor man erwartet, daß sich "der mann von der straße" etwas sinnvolles unter einer "regenwahrscheinlichkeit" vorstellen kann.

[scheiße, das klingt ja jetzt schon fast wie ein leserbrief. ich werde meinen eltern immer ähnlicher.]