last night i dreamt that somebody loved me

der neue morrissey, das ist vielleicht die beste nachricht, hat sich weder verraten noch neu erfunden - aber er hat sich ein paar anzüge gekauft und eine maschinenpistole, und er trägt beides, als wären es schon immer die respektfordernden insignien der mißverstandenen gewesen, die symbole seines familienwappens. morrisseys posen, die schon immer der stilsichere ausdruck einer haltung waren, sie haben sich kaum verändert; aber heute stehen sie ihm besser als je zuvor.
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das ende dieser jugend aber - es mündete weder in den selbstmord noch in die lächerlichkeit, und man weiß gar nicht genau, wofür man dankbarer sein muß. es ist ein segen, daß morrissey sein selbstmitleid mittlerweile ein wenig sparsamer dosiert; daß sich aber seine verzweiflung in einen gesunden zynismus verwandelt hat und seine unsicherheit in souveränität: das bedeutet viel, viel mehr. es beinhaltet ein versprechen, das in der geschichte des pop noch nie so deutlich formuliert worden ist: das leben wird besser, wenn man älter wird.
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ja, es sind vor allem männer, die ihn lieben, die zu ihm auf die bühne steigen, die ihn anfassen wollen, als könnte seine berührung ihre einsamkeit heilen - aber es waren heterosexuelle männer. denn es war nie der haß auf die frauen, den morrissey vermittelte, sondern die enttäuschung über all die regeln und codes, die man beherrschen muß, um lieben zu dürfen, über die albernen rituale des kennenlernens, die spiele und die rollen und die masken. 

der papst der einsamkeit. am 18.5. erscheint "you are the quarry" von morrissey.

[ach, und: da liest man einen artikel bei spiegel online, wundert sich über die qualität, denkt schon vorsichtig darüber nach, wie man es vor sich selbst rechtfertigen könnte, vielleicht doch mal wieder zu spiegel.de zu linken - und wird mit dem unteren absatz ".. mit freundlicher genehmigung der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung" und "die von der 'fas' gepflegte alte rechtschreibung haben wir beibehalten" geradezu versöhnt mit der welt, und das schlechte gewissen legt sich grinsend schlafen.]