kurze kampfschrift für einen liberaleren umgang mit mit dem begriff "live"

immer öfter wieder dieses gefühl, daß es eben doch keine eindeutig beantwortbare frage ist, die nach der abgrenzung einer live-darbietung von einer aufnahme. sondern vielmehr eine der mittelbarkeit und der persönlichen vorliebe und jeweiligen situation, wieviel davon zugelassen werden darf, will man ein "konzert" (oder die "echtheit" eines solchen) von einer "konserve" unterscheiden:

das anregen von schallwellen durch direktes/manuelles anstoßen, beispielsweise durch stimmbänder, als einfachste und unmittelbarste form der klangerzeugung und somit eindeutigem live-charakter, muskelkraft wird zu übertragener luftdruckveränderung. dann das hinzufügen von mittelbarkeit, auf der untersten stufe als mechanische ausprägung, das drücken auf eine taste (oder der schlag auf eine trommel), hebelwirkung zur schwingenden saite bzw. membran und dadurch die erzeugung der schallwelle. und weiter: elektronik statt mechanik auf der einen oder anderen oder beiden seiten, simulation und ersatz natürlicher vorgänge durch abstraktion einzelner details – bis hin zum per tastendruck abgespielten sample oder dem simplen "starten" einer aufnahme.

wie grundlegend und einfach müssen zutaten sein, damit man die bezeichnung "koch" "verdient"? wie privat muß man jedes byte im prozessorkern kennen, um sich als programmierer zu bezeichnen? an welcher stelle und wie genreabhängig setzt man die grenze? ab wann ist ein künstler dj "statt" musiker? und wo zieht man die grenzen zwischen remix, interpretation, inszenierung, darbietung oder vorführung eines werks? und wann hört das mit meiner anführungszeichenmanie endlich mal auf?

(then again: keine objektiven antworten, natürlich. für den anfang wäre es aber schonmal ein wesentlicher schritt, wenn mehr über diese dinge nachgedacht würde. vor dem eigentlichen diskurs. oder als diskurs.)