sechs sekunden knatschigkeit

es gibt fast nichts schlimmeres als die berlinale-spacken, die derzeit an allen nebentischen der cafés dieser stadt rumhocken. und sich nicht etwa über filme oder kinos unterhalten, sondern über reiseziele und kontakte und airlines und anzugschneider, während ihr akkreditierungs-badge in die suppe baumelt und sie mit vollem mund b-promi-namen natürlich überdeutlich laut aussprechen, damit alle ahnen, daß sich deren prominenz auch auf jene spacken abfärbt, was sie natürlich nicht tut, denn dafür ist schon der café-auftritt viel zu unsubtil und man müßte noch ein paar buchstaben weitergehen in der alphabetischen prominenz, um gleichung zu erreichen. schlimmeres?

na gut, vielleicht noch werber. also zumindest die werber-subkultur, die genauso tickt wie die beschriebenen berlinale-spacken, aber dabei eben noch auf der eigenen schleimspur ausrutscht. wenn sie ihr rolex-imitat plakativ am handgelenk schütteln, beim stehpinkeln das sakko nicht aufknöpfen und nur zum zahlen kurz ins café gehen, weil sie die gesamte restliche zeit draußen auf dem bürgersteig rauchend und proletisierend verbringen, weil sie morgens vor dem spiegel stehend wirklich daran glauben, daß das was gutes wäre, was sie da tun. aber sonst, schlimmeres?

in ordnung, mütter mit kindern natürlich noch. also die sorte, jedenfalls, bei der man merkt, daß sie aus dem kind eine show macht, woraufhin jedem normaldenkendem menschen sofort das kind leid tut. die sorte mütter, die mit freundin (und kind und -erwagen) ins café kommt und sich als erstes beschwert, daß der durchgang zu den hinteren tischen nicht geeignet ist für's tiefergelegte prenzlauer-berg-luxusmodell, und ob man denn bitte die musik mal ein bißchen leiser machen könne und ob die für den kakao verwendete milch denn bitte wenigstens auch von glücklichen bio-kühen käme. und man möchte fragen, wie sie sich denn eine nicht-bio-kuh vorstellen, verkneift es sich aber, weil man sich mit allen monstern und schrecken dieser welt anlegen möchte, aber nicht mit solchen müttern. gibt's schlimmeres?

na gut, vielleicht noch blogger, die sich nicht zu schade sind, diesen stuß aufzuschreiben, und dabei so tun, als würden sie sich aus allem raushalten, dabei haben sie ihre misanthropie nur umbenannt und sich "lakonie (are we)" auf's shirt gestickt.

darauf eine portion bio-pancakes mit tee. frische minze. mir möge jemand eine gabel in die stirn rammen.