taiwan (4) - die sache mit den sachen

es gibt diese kleinen oasen, in denen man einen gewissen imperialistischen mainstream-touch erkennt, angefangen bei den diversen starbucksen, starbucks-kopien oder mcdonald's-filialen bis hin zu dem einen oder anderen modelabel-original. da ist dann alles sauber und man könnte sich fast vorstellen, daß man gerade am kudamm oder wenigstens in der friedrichstraße unterwegs ist, taipeh building at night wo das display-essen in klarsichtfolie eingeschweißt in der vitrine beleuchtet wird und wo die klimaanlagen leiser und dezenter brummeln als in fast allen anderen restaurants oder läden.

aber kaum befindet man sich dann in der echten welt, also wo die nudelsuppen noch live am straßenrand gekocht und gegessen werden, und in läden, in denen mode verkauft wird, deren labelnamen in blocksatz-comic-sans auf einem neongrünen firmenschild gequetscht sind -- dann bemerkt man so eine gewisse improvisation, oder zumindest einen sinn dafür. den man dann wieder antrifft, wenn man die businessmenschen beobachtet, die sich hier einen dreck um dresscodes scheren, solang's im bequemen rahmen bleibt. bei der schwüle schwitzt sowieso jeder, die krawattendichte liegt im gefühlt nicht meßbaren bereich, und kleine nickerchen werden auch einfach zwischen jeder u-bahn-station gehalten. und auch wenn die notwendigkeit zu letzterem wahrscheinlich tragisch ist, weil sich hier alle den arsch aufreißen für ihre arbeit und deswegen jede freie minute zum schlafnachholen nutzen müssen, so ist's aber andererseits doch eine wunderbar entspannte haltung zum leben. es muß nicht immer alles hübschpoliert sein, auch als businessmensch trägt man trainingsanzug, und unter regencape mit atemschutzmaske sind sowieso fast alle gleich. taipeh macht einen unfertigen eindruck, aber solche zustände sind mir ja bekanntlich immer schon am sympathischsten gewesen.

(wie es in dieses bild reinpaßt, daß sich hier fast alle frauen erstaunlich viel mühe mit ihrer außenwirkung geben respektive "sich hübsch machen", so daß man den eindruck bekommt, taipeh bestünde ausschliesslich aus sehr hübschen frauen und ziemlich schluffigen kerlen, darüber denke ich vielleicht ein andermal noch nach.)