unser ausschluss der öffentlichkeit

ich besitze noch ein bild von dir, -

- naja, besitzen, ein paar datenbits sind in einer vorher festgelegten form & länge auf einem netzwerkspeicher in die entsprechende richtung gekippt worden, und das noch nicht mal von mir selbst, sondern von einem zusammenwirken aus licht und physik und mathematik und informatik, so dass ich beim abrufen dieser bits eine organische einbildung von "dir" haben kann, geradezu nostalgisch pathetisch also und ganz schön weit weg von "besitzen", vielleicht muss man in zukunft auch mal ein bisschen besser über sprache und wortwahl und präzision nachdenken, aber lasst uns das für den moment einfach mal "ein bild besitzen" nennen, ok? -

-, auf dem du mich (.. ja, ich weiß schon), auf dem du "mich" also so ansiehst, als wäre es jedes mal ein anderer anlass. meine synapsen verknoten sich beim ansehen deiner augen in richtung von kurzgeschichten, denke ich manchmal, wenn ich nicht schon beim betrachten genug mit denken und ansehen beschäftigt wäre und da noch kognitiv raum zur analyse frei wäre. jedes mal, jedenfalls, lese ich etwas anderes aus deinem blick heraus, etwas neues, als wäre ich eine instagram-story, die sich abspielt, mit dieser mischung aus scham und stolz, die man in meinem alter beim posten eben noch so hat und nie los werden wird, und als würde ich indiskret dir dabei zusehen, wie du dein "seen by" hinterlässt. (auch eine dieser gewöhnungsbedürftigen seltsamkeiten der technisch reproduzierbaren welt übrigens, und wertfrei gemeint, jener ganze aspekt: diskretion & zwischenmenschlichkeit im zeitalter der moderne.)

mal sehe ich bei dir interesse, mal neugierde, mal genervtheit, meistens viel mehr und vielschichtigere mischung aus all denen und noch 17 anderen gefühlen oder sogar bedürfnissen. mal guckst du mich irritiert an, mal gelangweilt, manchmal als würdest du platzen vor bock und lust auf mich oder auf irgendeinen aspekt von mir oder der welt oder jemandem, aber meistens auf mich, schließlich betrachte gerade ich deine augen und nicht jemand. mittlerweile krame ich schon aus neugierde dieses bild von dir heraus um mich überraschen zu lassen, wie du mich diesmal ansiehst, und um daraus dann - man kann ja nicht aus seiner haut - deutungen über meinen zustand, meine laune, mein interesse und meine genervtheit, meine lust und spannung oder eben meine bedürfnisse anzustellen, als seist du ein, mein indikator. mal betrachte ich das bild beim aufwachen, mal beim einkaufen, mal konzentriert und mal beiläufig, mal abschweifend und mal analytisch, mal romantisch und mal weniger romantisch, aber nie weniger erkenntnisstiftend.

ich "besitze" noch andere bilder von dir. bei diesem hier fühle ich mich jedes mal ertappt, als würde ich es, dich, "benutzen", wenn ich es, dich, betrachte. aber ich vermute, das wüsstest du nicht nur korrekt zu interpretieren, nämlich mit diesem meinen text im hinterkopf, den du dazu noch nicht mal gelesen haben müsstest, sondern es würde dir von vornherein sehr gefallen, wie es dir ja immer gefallen hat, wie ich denke, und diesmal dann eben über dich und deine augen. ich "besitze" noch andere bilder von dir, die ich auch gern ansehe, weil ich dich gern ansehe (- schließlich hast du sie nicht mehr alle genau wie ich), aber nur bei diesem hier stell’ ich überlegungen an, in denen es um rekursion geht und um vorstellungskraft, meta, in denen es um geheimnisse geht und um potential, um sex und schokolade und schnaps.

wenn ich gelegentlich, sicherheitshalber, nachsehe, ob meine backups ordentlich funktionieren, schau’ ich auch immer explizit nach diesem bild. und komme mir albern dabei vor. mission accomplished, hast ja recht.

(wenn du dich beim lesen gerade fragst, ob du gemeint bist, dann bist du’s.)