n why c

klar: man (also: ich) könnte, gerade WEIL man endlich mal wieder etwas hat, das man nicht scheiße findet (originelles scheißefinden schreibt sich ja immer einfacher runter als präzises tollfinden), hier einen dieser ("meiner") überemotional klingenden schwurbeltexte reinklöppeln - einen dieser texte, die mir ein paar tage später meist selbst unangenehm sind bei der drittlektüre, also nach dem hangover-ausklang irgendwann, wenn man erst die ganze ichbezogenheit erkennt, über die man sich bei anderen (menschen und dingen) normalerweise lustig macht oder aufregt: nein, rebeccajosephine, "weil es schon seit jahren mein traum ist" ist halt KEIN argument dafür, dass du germany’s next top model werden solltest, und nein, frank ellpunkt, "weil gerade DER song dein herz blutig massiert" ist halt auch KEIN argument für irgendwas qualitatives, nur für etwas sehr individuell niedliches vielleicht, for what it’s worth, aber das ist dann halt kaum was worth.

okay, wo war ich. man (..) könnte nämlich aber auch einfach mal versuchen, wirklich ein bisschen präziser in worte zu fassen, wie und warum mich new york schon wieder so gekriegt hat in lächerlichen zwei(netto)bisfünf(brutto) tagen spontankurzurlaub, wie und warum new york eine andere liga ist im psychogeographie-game meiner selbstwahrnehmung. man könnte sich mal überlegen, das blutigmassierte herz aus der gleichung rauskürzen und der sache auf den grund gehen zu wollen, WIESO ich mich gerade in new york wohler fühle als beispielsweise in london, und wenn schon vielleicht nicht für einen schwurbelblogtext dann doch aus echter neugierde, aus interesse am sachverhalt. es ist ja niemandem geholfen, wenn ich eine textwurst lang meine ergriffenheit angesichts des ausmaß der stadt beschreibe, oder wenn ich erzähle, wie mich einzelne aspekte begeistern und ich dabei einfach meine übliche imperialistischer-kapitalismus-kritik ausblende for arguments’ sakes, oder wenn ich von party-, touri-, people-kram berichte der dann noch nicht mal nyc-spezifisch ist bei genauerer betrachtung, also "doppelt egoistisch", und und und. germany’s next topmoppel, der dorfdepp unterwegs in der wirklichgroßen stadt. nope.

man könnte also den ganzen emokäse entfernen aus den gedanken und sich zurücknehmen im wahrsten sinn des wortes bei der ~aNaLySe~ der geilheit von new york.

dachte ich.

aber.

es ist ja eben auch so: einen lonely planet für reiche will ja auch niemand lesen, und ich selbst noch weniger. toll, dass ich eine bude kenne(ngelernt habe), wo die pizza slices noch $1.50 kosten, und wahnsinn, dass etwas wie whole foods existiert, und klar das internationale iMaGe der stadt und eine freiheitsstute ™ gibt’s auch, ja, BORING. nee.

dann lande ich nämlich vielmehr beim umgekehrten extrem, nämlich dem, wo ich mich noch MEHR einbringe in’s gleichungssystem: was mir an new york so gefällt, bin ich. ja huch. ich kann mich dort besser leiden als - again, beispielsweise - in london. ich kann mich auch in kreuzberg ganz gut leiden oder in bangkok, immer auf eine andere art, aber ich finde mich da schon ziemlich prima, ich würde glatt soweit gehen, dass new york (ich bin mir dessen bewusst, dass ich mit "new york" ein paar blöcke brooklyn und manhattan und infrastruktur meine und nicht mal ein promille von NEW YORK wirklich kenne, geschenkt) ein konstrukt, ein umfeld, ein KONTEXT ist, der dazu führt, DASS ich mich besser leiden kann als in münchen. und, verzeihung: das ist dann eben doch wieder eine ziemlich große erkenntnis ("das musste erstmal hinbekommen!!"), dass ich spüre, wie mein hirn auf einmal freundlicher wird zu sich selbst, in diesem kaputten disneyland. als würde mich new york nahbarer machen.

fair enough: schwurbeltext zweiter ordnung. aber da müssen wir jetzt durch.

dass ich mich gut finde, passiert selten. bei (nach) thailandreisen hab’ ich diese art der selbstwahrnehmung mal jemandem so beschrieben, dass ich es genieße, nicht ~irgendwas~ sein zu müssen. ähnlich wie in berlin, obviously, nur ist berlin halt der spezialfall, in dem ich mich in der regel & per default aufhalte, das zählt erst mal nicht, jedenfalls nicht in der beweisführung - als wäre das freiheitsgefühl eben nicht die größe der stadt, sondern die (obacht:) aufheit.

(fußnote: aufheit ist .. sowas wie offenheit, nur von innen heraus gemeint und nicht von außen draufguckend. does that make sense?)

wenn ich also nach zwei tagen erschrecke, weil ich bemerke mich mit der hihowareyou?thanksimfinehowareyou?-freundlichkeit, äh, angefreundet zu haben, nicht aus toleranz, sondern eben aus akzeptanz, aus verständnis; wenn ich mich nach zwei tagen bei smalltalk ertappe (a thing i hate), und dabei, dass ich im fast gleichen moment grinsen muss, weil ich das wort "ertappen" laut gedacht hatte; wenn ich angesichts der abgefucktheit everywhere angst bekomme und diese angst dann nicht zum panikattackenquickie mutiert; wenn ich das alles darauf zurückführe, dass mich die stadtaufheit dazu bringt mich besser leiden zu können und sich daraus ALLES andere ableiten lässt - dann ist das genau die oben genannte art von schwurbelscheiß geworden, den ich ja vermeiden wollte. full circle. aber wenigstens kann ich so tun, als hätte ich was mit achtsamkeit in mein featurerepertoire aufgenommen.

(OKAYOKAY: körper says no, nach ein paar tagen, in many aspects. aber wir kennen mich ja gut genug um zu wissen dass ich natürlich nicht auf so einen quatsch wie körpersignale höre.)

to the moon