"magst du wetter?"

niedersachsen wählt, demnächst, und so sehr ich mir mühe gebe, es juckt mich einfach nicht. obwohl: es sollte mich vielleicht jucken, behaupten tagesschau und twitter und podcasts, aber offenbar ist mit dieser wahl genau der tipping point überschritten, den meine doomscrolling-erschöpfung angesichts der weltlage kapazitativ (ja, ich musste googeln, ob dieses wort mit der beabsichtigen semantik existiert) noch packt: ich spule zurück, lese mehrfach, schalte ein, und denke trotzdem nach einer einstellig passiven beschäftigungs-sekundenzahl mit "niedersachsen" wieder versehentlich an alles außer niedersachen. auch nicht schön, zugegeben, aber diskutier’ ~das~ mal jemand mit der aufmerksamkeitsökonomie eines mittvierzigerhirns von anfang bis ende durch.

der vermutete azubi in der apotheke irritiert mich am nachmittag mit der formulierung "gute neuigkeiten, herr lachmann, wir haben den artikel vorrätig!", und auch hier habe ich mindestens keine zeit, sondern noch mehr, also weniger, nämlich keine energie zur weiteren ergründung ON THE SPOT was der quatsch mit "gute neuigkeiten!" zu bedeuten haben möge, also im gesellschaftlichen sinn. vermutlich irgendeine socialmedia-versauung, der ich entgangen bin?, aber selbst für den kleinen kulturpessimismus vor ort bin ich derzeit zu fickrig. noch bevor DER ARTIKEL, der vorrätige, auf dem tresen vor mir liegt, fragt er (also der azubi, nicht der artikel) schon, ob es SONST (..) noch etwas "für mich sein dürfte", der naheliegend mittellustige zynismus (zolpidem ultra, bitte, oder irgendwas von klosterfrau sonst gern) fällt mir erst auf dem heimweg ein. gute neuigkeiten, herr lachmann.

die sache mit der erschöpfung und dem dazugehörigen sarkasmus aber (anders gesagt: der kokettiererei, - und, nein, DAS musste ich nicht googeln) macht sich an so vielen stellen bemerkbar, dass da irgendwas faul zu sein scheint: wie so oft, wenn man beginnt ein muster zu erkennen oder eine situation und sich zu durchschauen, ist man (also: ich) ja erst mal misstrauisch, imposter syndrome für introvertierte: ich bin doch nicht wirklich so einfach gestrickt, dass ich mich selbst kapiere? nehmt das, ihr therapeuten, die mir seit drei jahren nicht mal auf privatpatient-kennenlerntermin-anfragen auch nur antworten. erschöpfung scheint in beide richtungen zu dingsen. also nicht stereo, sondern geisterfahrer - um mal bei den blumigen metaphern zu bleiben.

viel gelernt (also: gelesen und dabei eingebildet es zu "verstehen", - jaja, as if) in letzter zeit über hirn und zeug, über körper und selbstwahrnehmung, über wein und schnaps obviously, über wahn und willen, über sensitivität und spektren, über sex und kontrolle, über stories und reels. und gleichzeitig bemerkt, dass weniges durchdringt, egal wovon. hornhaut in jeder hinsicht (again: stereo, ja, aber vor allem geisterfahrer, oder sagenwirmal fahrig?). dann florian aigner bei zib gesehen, wie er in ein paar sätzen so irre einleuchtend gut quantenverschränkung erklären kann, dass der gedanke daran (also an potentielle metaphern und analogien, ihr kennt mich) schon fast meinen jahrelangen dusch-ohrwurm abgelöst hätte. wahnsinn, und vor allem die ersten 2 minuten des jahres, die mich endlich mal auf andere gedanken gebracht haben. gute neuigkeiten, herr lachmann.

psychologische kriegsführung gegen die welt immer mal wieder zwischendurch: handgeschriebene zettel mit der aufschrift "entschuldigen sie den kleinen kratzer, ich war in eile! :-(" beim spazierengehen nachts/frühmorgens an beliebige luxuskarren in der nähe verteilt (nicht meine idee, trotzdem super), oder je nach wetter und stimmung auch kleine kryptische gedichte, ex-blog-texte, quizfragen oder erfundene telefonnummern mit herz-icon (ebenfalls nicht meine ideen, trotzdem hilfreich). als würde ich meiner hornhaut, meiner kognitivien, mit dem bimsstein zu leibe rü.. nein, in der metapher verheddert: als würde ich meiner hornhaut, der kognitiven, mal weniger aufmerksamkeit widmen, als würde ich die guten neuigkeiten, herr lachmann, mal auf die bühne ins licht stellen.

(was oma noch wusste: morgens vor acht ist die welt noch so, dass man mit dem gardena-müllgreifer (amazon B0001E3WAA) ganz gut im kiez aufräumen kann, wenn man eh nicht schlafen kann. bei okayem wetter jedenfalls, also bald nicht mehr. aber ich bin ja auch erst 4x geimpft.)

"mein" rewe hat auch wieder offen, nach rund drei monaten umbaupause. nichts ist mehr, wo es mal war, aber die belegschaft scheint noch die bekannte zu sein. ich stolpere also dort rum wie ein erstsemester auf’m campus, aber frau swikowsky kennt mich noch von früher und zeigt mir, wo jetzt die kaffeepads sind: wenn ~das~ mal keine gute metapher für irgendwas mit kopf und welt und apotheke und schnaps und sex und therapie ist, dann weiß ich auch nicht. aber in stereo diesmal.

sammatheim, blackmetal-newcomer aus irgendwo in südeuropa. demnächst live auf dem standstreifen meiner autobahn.