cornflaked

"viel spaß beim wolten!" wünscht mir die website direkt zu beginn, die neugierde überwiegt, on days like these, windowshopping, wenigstens mal auf dem aktuellen stand bleiben was das genre der ausbeutenden lieferlogistik und fOoDtEcH und der ganze dark-kitchen-imperialismus so treibt: ah, offenbar nichts ehrenwertes.

das "espresso house fernsehturm" lässt mich aus "moderner schwedischer kaffeehauskultur" einen double shot latte bestellen, nach nur 50 minuten für €1.90 extraliefergebühr erhalte ich also einen filterkaffee so lecker wie ein möbelhaus. unter der überschrift "frühstück in deiner nähe" desweiteren: "döner & more" von einer tatsächlich sympathisch aussehenden afterhour-imbissbude (das, liebe spätgeborene, war übrigens der ursprüngliche begriff für "street food", den überironisierte metaknacker wie ich gern weiterhin verwenden, egal wie teuer der crêpe gewürzt und wie ultrafancy euer instagramzeug befiltert wird), unter "derzeit beliebt" kann ich blumen, kamps-industriebackwaren oder späti-snacks bestellen. und vermutlich sind die auswahl, die kategorisierung, die taxonomien, das behandeln des gesamten genres (inklusive lieferung, konservierung, nationalitäten, gig economy -aspekten, nachhaltigkeit, "nährstoffen", shopping experience und marketing funnels, full-circle-phänomene, ..) als sammlung von PRODUKTEN das perfide daran, wie ja sowieso an fast allem in der welt:

das restaurant lässt liefern durch drittanbieter, die drittanbieter lassen anstellen durch zeitarbeit, das essen kann auch als diy-toolkit geliefert werden, und wenn wir schon dabei sind, einzelne supermarkt-items dazu, flaschenpost bringt putzmittel und bei dm gibt’s abhol-packstationen in kooperation mit, gegen, trotz und wegen sogenannter ~marktbegleiter~. andersrum: der flink-fahrer bringt die lauwarme pizza mit, wenn er schon mal unterwegs ist, und bei rewe gibt’s vouchers für lieferando, und online bestellt man dann eben das hundefutter, lieferung per DHL, outgesourced an PIN AG, nachsendeaufträge für pommes und burger, und wenn hello fresh sowieso schon vom block nebenan liefert, wieso nicht noch gleich den müll runterbringen. die totale marken-, nee tschuldigung, BRAND-kooperationshölle. aus der vereinfachung wird ein unübersichtliches chaos, bei dem keiner mehr verantwortung übernehmen muss/darf/kann, aber auch keiner mehr zuständig ist, juhu. die gig economy passiert eben auch im kundenkopf: gebe ich das trinkgeld jetzt per app oder dem fahrer, und akzeptiert der fahrer dafür google pay?, und bei wem beschwere ich mich, wenn die lieferblumen warm und der espresso kalt ist, die von der plattform zusammengefasst wurden? und: ist das überhaupt noch wichtig?

"27 optionen" für alkohol, "25 optionen" für eis bietet mir die website, und allein schon der begriff OPTION in diesem ganzen zusammenhang erinnert mich daran, wieso ich mit diesem quatsch (essen) damals aufgehört habe. meine "optionen" sind auch nur ein ernährungs-spreadsheet, aber wenigstens eines, das nicht in der cloud von verschiedenen AIs befüttert wird. ganz oldschool, diese meine nahrungspyramide: makro- & mikro-nährstoffe und gelegentlich ein bisschen zusammenhangloses rumgehate über die ~food industry~ (bzw. experience) im blog on top.

bonus track:

und, again, "obviously", gibt’s dieses chaos ja nicht nur bei nahrungslieferung, sondern auch bei dem, was sich neuerdings mobility schimpft. mit der uber-app kann man sich einen lime-scooter schnappen, denn die ehemals als jump gebrandeten roten bikes waren ja eh von uber über (..) die stadt verteilt worden - die heißen jetzt lime, können dafür aber auch mit einem miles-account gemietet werden. glaube ich. bolt und bird und voi und tier kooperieren auch mit irgendwem, tier hat die alten scooter von namevergessen wiederbelebt (nur schlechter), emmy ist nicht totzukriegen, und die meta-app urbi bietet mir uber- und taxi-fahrten als alternative zum selbstfahren an, letztere ehemals per mytaxi, jetzt vermutlich über freenow. ich saß noch bei keinem dieser fahrer im wagen, der nicht mindestens uber UND bolt UND freenow anbieterseitig am start hatte. uber eats wiederum liefert auch essen, zu all dem also siehe oben, und bolt hat neuerdings die besten ebikes. wenn ich mit freenow fahre, kann ich punkte sammeln für lieferando (oder war das nur so ein temporäres ding?), ..

[- den besten knaller von allen FÄNDE ich ja, mal ganz theoretisch, wenn uber eine personenbeförderungsfahrt und eine eats-lieferung in zukunft so zusammenfassen könnte (& würde) wie’s der berlkönig mal gemacht hat. SYNERGIEEFFEKTE anstatt branding-koops, mensch. -]

.. und dann liest man nebenbei, dass sixt gerade weshare gekauft hat, was nur heißt, dass man als kunde von beiden anbietern grinsend/verzweifelnd zusehen kann, wie die 1:1-zuordnung bestehender accounts funktioniert oder vielmehr eben vermutlich nicht. mindestens so logisch wie die ganze jelbi-sache, in der eben nur fast alle dieser quatschanbieter zusammengeführt wurden mit einem schuss bvg. fehlt nur noch eine ordentliche navi-app, die neben fußwegen und bike-vermietungen auch tageszeit und stimmung und wetter einbezieht, granulare kontrolle über ALLES is the way to go: hey, google, spuck’ mir für den weg von a nach b bitte die variante aus, bei der ich mit möglichst wenig menschen in kontakt komme, aber nicht nass werde, maximal €12 ausgebe inklusive trinkgeld, und im ideallfall mindestens 200 kalorien verbrauche, falls ich erst nach 19 uhr ankomme, als zusatzparameter möchte ich bitte payback-punkte sammeln und auf dem weg direkt meine essensbestellung von punkt c mitnehmen, falls das am ende netto genug bonuspunkte gibt um entweder das fahrertrinkgeld oder mir ein dessert zu bezahlen.

i mean: ich bin ja schon fan von tabellen, spreadsheets, struktur, listen, reihenfolgen und planung. aber halt auch NOCH mehr von überforderungsbedigtem hinschmeissen der ganzen scheiße und statt dessen daheimbleiben/fasten/weinen/masturbieren/kapitulieren. good night, and good luck.