aus der reihe "kleines trauma am vormittag"

ich war als kind nie von der sorte, die ihre lego-steine in einer großen chio-chips-trommel aufbewahren konnte. ich war statt dessen ein kind, das den lego-technic-rennwagen genau nach anleitung zusammenbaute, ein paar tage stolz stehenließ (und ein komisches gefühl dabei hatte, wenn es die eltern beim angeben beobachtete) und dann die steine wieder sortiert in die originalverpackung zurücklegte. meine einstellung gegenüber den chio-chips-trommel-legostein-sammlern war wohl die erste ausprägung dieser mischung aus bewunderung und abscheu, die ich heute so oft in meinem leben antreffe, wenn der kontakt zu anderen menschen mich sucht.

diät

menüpunkte entschlackt, zusammen mit den navigationsbuttons, der adreßzeile, dem suchfeld und dem throbber zusammen in eine leiste zeile gequetscht. "navigation-bar" eingespart, geschätzte 24 mal browserbreite quadratpixel dazugewonnene viewport-fläche bestaunt. bei gerade mal einskommaneunzwo millionen insgesamt zur verfügung stehenden pünktchen ein eigentlich nicht zu unterschätzendes areal potentieller glückseligkeit. mein internet kommt mir auch gleich viel sexier vor. ja, die kleinen freuden des geekdaseins.

callcenter, abt. schlagfertizismus

"guten tag. ich würde gern mein première-abo kündigen."
"darf ich sie fragen, wieso? sind sie unzufrieden?"
"nein, aber ich schlafe in letzter zeit so schlecht."
"äh .. wegen unseres programms?"
"nein, ich meine: kein filmbedarf mehr, ich träume jetzt selbst wieder mehr als genug tolle actiongeschichten."
"verstehe. möchten sie vielleicht mal einen monat gratis goldstar-tv testen?"

dankend abgelehnt, aber lächelnd (ja, sowas hört man am telefon) die kündigung nochmal zurückgenommen. freche schnauze muß belohnt werden.

gothic und erwachsenwerden (wgt, teil zwo)

"people = shit" steht auf seinem t-shirt. an seinem gesichtsausdruck merkt man, er meint es wörtlich. keine zweite ebene, kein meta-witz, keine sanfte ironie, nein, ein "statement" ist für ein "statement" hält er das. ein in times new roman geschriebenes, also offenbar selbst hergestelltes ("underground!!") bzw. im onlineshop ("dein ganz persönlicher aufdruck auf einem t-shirt!") bestelltes (und dabei aus versehen den falschen font ausgewählt, zu peinlich zum zurückgeben, zu teuer zum wegwerfen) statement. er krankt an der welt, ohne stil zwar, ohne understatement, aber er ist davon überzeugt, daß er es tut. immerhin. er schreibt gedichte (das versmaß holpert noch, aber das macht es, das versmaß, doch irgendwie sympathisch!?) über die dunkelheit der seele und den glanz des mondes und die einsamkeit des "menschenkindes" und er hält sich für einen abgebrühten typen, jetzt, mit all den piercings. und dem bierbauchansatz unter dem auch noch irgendwie zu engen t-shirt. dem mit dem statement. vormittags steht er im supermarkt in der in der kassenschlange, hilft im affekt einer vor ihm stehenden älteren dame beim aufsammeln heruntergefallenen kleingelds (allerdings benutzt er dabei keinen genitiv), ärgert sich über das hierbei geerntete lächeln und nimmt sich vor, das pfadfindergetue abzugewöhnen, seine eltern haben ihn da wohl ganz schön verdorben. es ist schwierig, böse zu sein bleiben werden. er freut sich, wenn kinder auf ihn deuten, während sie an der hand von mama von ihm weggezogen werden. ach was, er freut sich nicht, sich freuen ist für shitpeople. aber er ist zufrieden. denkt er. "people = shit", davon ist er überzeugt (worden, von der pubertät). schließlich hat er immer noch keine freundin. nein, es ist nichts so banales, er will ja nicht schlechte laune verbreiten, sondern auf einen latenten weltschmerz aufmerksam machen. so spricht er wie auswendiggelernt, wenn er auf das t-shirt mit dem statement angesprochen wird. freitags und samstags trifft er sich mit seinen kumpels zum saufen. kriegt manchmal noch die kurve und behält dabei die schlechte laune, aber einfach ist es nicht.

einmal im jahr fährt er zum wgt nach leipzig. da gibt es noch mehr von seiner sorte. meint er. trägt also stolz sein "people = shit" -t-shirt und fühlt sich wohl. lächelt sogar. feiert. freut sich. natürlich nur über bands, die "die alten sachen" spielen. und genau so aussehen, wie auf den covern der gothic-magazine. und texte haben, die "people = shit" aussagen, in schlechtem englisch. er fühlt sich wohl, trotz allem. und merkt nicht, daß man auch als schwarzkittel haltung bewahren und stilvoll depressiv sein kann. und sogar lächeln darf. people = shit, meistens, also, die anderen people, die fröhlichen halt, nein, nicht die fröhlichen die er gerade kennengelernt hat, und nicht der kleine süße engel, der ihn gerade angelächelt hat, sondern die normalen fröhlichen. die er nicht kennt. alles fotzen außer mama, quasi.

in vier jahren hat er vielleicht gemerkt, daß zum misanthropendasein mehr gehört als ein schlecht bedrucktes shirt. und daß man "in der szene" keine rolle spielen muß, auch wenn's 80% der leute tun. im gegenteil. wir sprechen uns wieder, vielleicht. wenn er bis dahin nicht zum hiphopper mutiert ist.

die zarteste versuchung, seit es schokolade gibt

vorhin dann zum ersten mal seit jahren wieder diesen gesungenen slogan, claim, refrain -wie auch immer- irgendwo im hintergrund wahrgenommen. in der audioversion natürlich mit gedankenstrich statt komma und mit langgezogenem vokaaal in schneekoppe-akustik, gesungen von einer weiblichen 70erjahrestimme. original eben. sofort darüber nachgedacht, warum milka kraft diesen singsang jetzt wieder auspackt. irgendwer hat bemerkt, daß bei den monatlich 27 neuen milka-produkten kein mensch mehr durchblickt, und man will die retro-welle reiten? vielleicht war der slogan gar nicht weg, sondern ich hatte ihn nur seit über 10 jahren geistig ausgeblendet unter dem ganzen "ischt kuhl, män!"-quatsch? vielleicht hab' ich mir den ganzen spot vorhin nur eingebildet, in wirklichkeit doch schneekoppe-werbung gehört und unterbewußt meinen akuten zuckermangel ins ohr reingebildet? (liebes unterbewußtsein, wir müssen sowieso mal zwei ernste worte wechseln: es gibt doch wirklich bessere schokolade als milka.)

im supermarkt dann erstmal ritter sport gekauft. aus prinzip. (ja, liebes werbefernsehen, so einfach funktioniere ich als konsument.)

enter sandman

den entschluß gefaßt, jetzt doch endlich müde werden zu wollen, also nach sandmännchen-bildern im netz gesucht. zuerst überall nur die ossi-variante gefunden. (bitte keine mails, die mir erklären, daß das der "einzig echte" sandmann ist, ich bin wessi-kind und will meinen wessi-sandmann sehen. ich laß' euch ja auch euren ost-sandmann. danke.) daraufhin erstmal noch wacher geworden bei dem krampfhaften versuch, mich noch an andere sandmännchen-inhalte ("na, sand!!", schrie herr kalau in diesem moment von links hinten, kurz bevor ihm ein klavier auf den schädel fiel) außer an piggeldy und frederick zu erinnern. eingeschlafen schließlich bei der lektüre des kika-teletexts (und nur kurz aufgewacht, um diesen eintrag hier zu schreiben und den fernseher abzuschalten).

"und piggeldy ging mit frederick nach hause", bzw. ins bett, die sau! ("mmmpmf!", stimmte der geknebelte herr kalau in diesem moment zu.)

vision

eines tages werden mich diese webseiten übrigens um meinen posten als bundespräsident bringen. ganz knapp wird das werden, und kurz vor der wahl buddelt irgendein provinzjournalist über archive.org diese meine jugendsünden aus, bringt meinen echten namen mit diesem hier in verbindung, verkauft die story an die frankfurter rundschau und das war's dann mit "bundespräsident frank". tja, das habt ihr jetzt schonmal davon.