(romantik ist nicht das nachspielen von filmszenen.)

wenn sprache weicher wäre, vermute ich, könnte auch das denken ein angenehmeres sein. im sinne von: würden wir mehr gleiten, ein kleines bißchen sanfter formulieren, analoger (un-digitaler) vielleicht, den dialog mit der inneren stimme behutsamer führen, ach was, besser: respektvoller -- dann würde das, gewissermaßen, rückwärts abfärben. sich auf zweck und eventuell auch auf den grund des denkens auswirken, auf auswahl, und wahrscheinlich sogar auf die absicht.

(ichmeinjabloß.)

macht doch eure eigenen kleingartenanlagen auf, ey!

(..) pop-musik im emphatischen sinne: sie besteht aus unwahrscheinlichen verbindungen, verknüpfungen und ist daher voller nähte, risse und anderen unterbrechungen der kontinuität.

diedrich diederichsen in der sz über formatradio, nischen und pop. (via)

wobei das natürlich alles richtig und edel ist, ich mir aber eine gewisse abgeklärtheit und resignation ("meinten sie enttäuschung?") bei diesem thema nicht ganz aus dem kopf wackeln kann. vielleicht wurde ich zu liberal erzogen, aber ich kann trotz grundversorgung und öffentlich-rechtlichem auftrag und idealisierter weltverbesserungsabsicht noch nicht mal dem hessischen rundfunk einen strick aus einer solchen (meinetwegen wirtschaftlich gemeinten, aber eben doch politischen) entscheidung drehen, wie ich es eigentlich auch mtv damals nie konnte. natürlich ist es zum kotzen, daß so viele menschen verlernen (verlernt haben), was musik bedeutet, was pop "ist", was für eine menge an begeisterung und aufgabe dort hintersteckt. natürlich ist es zum kotzen, daß casting-produkte mit musik verwechselt werden. und natürlich ist es zum kotzen, daß ein (achtung, heute tag der pathetischen formulierung!) juwel abhängig ist von schlipsträgern, die halb so alt sind wie klaus walter und die ihr musikwissen aus "bild.de präsentiert" beziehen.

aber ganz tief drinnen finde ich die sache mit der selbstverantwortung dann wohl doch wichtiger. wir haben 2009, fast jeder -- böse pauschal gesprochen -- hat die möglichkeit, selbst musik zu entdecken, links zu bilden, diskurse zu führen. blogs zu schreiben, meinetwegen, musik zu "tauschen", sich zu informieren, mit anderen musik zu entdecken. wenn sich der hessische rundfunk da (auch noch) ausklinkt, ist das schade und tragisch für viele junge menschen. journalismus als ansatz und startpunkt für diesen diskurs will ich ja gar nicht unterbewerten. aber ich hab' trotzdem das gefühl, daß neue strukturen entstehen werden, andere medien, neue möglichkeiten. und klinge dabei schon wie eine aktiendepot-fernsehwerbung, ich weiß.

ernst beiseite: ich vermisse bei all dem einfach ein bißchen punk, glaube ich.

[update: siehe auch dort drüben.]

zu meinen wahrscheinlich beklopptesten vorsätzen für 2009 -- aber gleichzeitig auch zu den kindischsten und tollsten, was sich ganz wunderbar ergänzt -- gehört übrigens, irgendwann mal die "instant street"-choreographie drauf zu haben und auf einem frühsommermorgendlichen heimweg spontan aufzuführen. 'ne gelbe hose hab' ich schon.

liebes tagebuch.

als ich heute früh nach hause kam, war der fernsehturm verschwunden. der fernsehturm ist sonst immer das letzte, was ich sehe, bevor ich die haustür aufschließe, der anblick des fernsehturms gibt mir eine sonderbare ruhe und zufriedenheit auch nach verkackten abenden und dazu noch ein noch viel sonderbarereres gefühl von zuhausigkeit. heute war der fernsehturm verschwunden, im nebel, den all die vollidioten zwischen ungefähr 20 und 3 uhr in der eigenartigsten nacht des jahres so verfeuert haben.

dabei bin ich gar kein klassischer silvesterhasser. der jährliche vorsatz, um 22 uhr mit schlaftabletten und ohrenstöpseln schlafen zu gehen, ist kindisches kokettieren, und genaugenommen mag ich ja diese energie, die überall in der luft liegt. das wache, das exzessive. das sich dann in überall hinkotzenden deppen, brüllenden prolls und noch viel eigenartigeren sozialritualen äußert, meinetwegen, aber dem kann man einigermaßen aus dem weg gehen. allem. und an der energie, am /potential/ dieser nacht, an der ladung und spannung ändert das nichts. meine silvesternacht dieses jahr war auch überhaupt nicht schlimm: in kreuzberg auf einem dach im ca. sechsten stock gestanden; arcade fire gehört; knallerbsen geworfen; noch quer im raum stehende bzw im magen liegende dinge von august/september endlich mal -mittels angeschickerten aber ehrlichgemeinten geständnissen (live, nicht per mail!)- aufgeräumt; wunderkerzen angezündet; eineinhalb mal frisch verknallt; mich nur minimalst per sms/telefon kurz nach mitternacht zum affen gemacht; auf den zu-fuß-heimwegen mehr arcade fire und springsteen und gisbert zu knyphausen gehört; .. -- ich hatte schon schlimmere jahre, und genaugenommen war's dann doch ein sehr inneres und ruhiges silvester.

aber das mit dem fernsehturm geht so einfach nicht. das muß sich ändern bis ende 2009, ja? der hat gefälligst sichtbar zu sein, wenn ich heimkomme! fuck, ey.