quello che conta ~

mondo cane, platte des jahres.

der zweck der nacht scheint kontrast zu sein, denkt man, wenn man auf die s-bahn wartet während man in den himmel starrt -- oder andersrum, so ganz sicher ist man sich da ja nie, was in so einem moment der eigene zweck sein sollte. anderer gedanke dann beim einsteigen: es geht doch immer um verbrüderungen. jegliches handeln wird sozial, emotional, ökologisch (..) von der grundabsicht (mit)bestimmt, sich mit gleichgesinnten zusammenzuschließen. verbündete finden, banden gründen, blogs vollschreiben, alles nur für resonanz. und auf eine eigenartige weise ist man selbst dann der kontrast zur nacht geworden, wenn man aussteigt und die letzten paar meter vorbeigeht am proll-döner und den schulklassen, die singend auf dem weg zum hostel sind, und an denen, die die nacht für egal halten.

(hymnischer werden!)

stufengrau

hier, dings:

das überzeugenste (sic!) bild das er zeichnet, ist dass ingenieure nicht erzählen, obwohl sie (derzeit) "den roman des lebens schreiben". er fordert, dass wir die werke der ingenieure und programmierer, die algorithmen die die zunehmend digital geprägte welt steuern, in narration übersetzen oder in bilder fassen müssen.

(-- ix)

und:

im zweifel ist ihm da ein simplifiziertes netz lieber, nicht weil es weniger wahlmöglichkeiten lässt, sondern im gegenteil mehr möglichkeiten eröffnet, weil sie den zugang zu informationen erleichtern. statt sich mit algorithmen wie "http://" auseinandersetzen zu müssen, ist eine vorsortierte welt besser, auch wenn er gleichzeitig weiß, dass die algorithmen wichtig sind. er will sie nur in einen anderen, leichter zu verstehenden zustand bringen. 

(-- don)

aber auch:

simplifizierung muss aber nicht unbedingt die einschränkung des gesamten angebots bedeuten. simplifizierung ist für mich in erster linie das interface, also die art und weise, die mechanik, die oberfläche, wie ich am besten und schnellsten an meine informationen komme. rss-technologie ist dafür ein wundervolles beispiel. ich muss mich als nutzer nicht mehr durch zig verschiedene designs quälen, sondern bekomme die informationen auf einen blick. auf de anderen seite würde visuelle menschen aufstöhnen, dafür gibt es aber etliche websites, die mir schöne webdesigns präsentieren – wenn ich darauf lust habe.

(-- patrick)

heidewitzka, liebe leute.

ich versuche mal in eine halbwegs nachvollziehbare artikulation zu bringen, was mir dazu im kopf herumschwirrt, und was ich vor gut fünf jahren schonmal einigermaßen uneloquent hier auszudrücken versucht hatte: unmittelbarkeit (also nah dran, aber kompliziert) als option ist ja nun kein teufelswerkzeug. besser gesagt: mittelbarkeit (also weiter weg, aber einfacher) bzw simplifizierung ist kein heilsbringer, jedenfalls nie pauschal. irgendwie muß doch ein weg gefunden werden, der zwischen den beiden extremen der kryptischen kommandozeile (einerseits) und dem interface mit nur noch zwei buttons (andererseits) liegt. das interface soll ja, um den bogen zurückzuspannen, ver-mittler sein, also nicht on/off zwischen nerdzielgruppe und großelternkompatibel umschalten, sondern im weitesten sinne das oben vorgeschlagene - technik erzählen, auf einer analog gemeinten skala zwischen diesen beiden polen.

es geht ja nicht darum, jedes einzelne bit im rechner und im netz persönlich zu kennen. es geht aber auch nicht darum, nur noch eine black box vor sich zu sehen, die mit strom betrieben wird und irgendwie magische dinge erledigt. beides halte ich für falsch aus einem eher schwammigen grund heraus: weil ich es ganz prinzipiell für ungesund halte, immer bzw. überall im leben und in jedem kontext, nicht neugierig zu sein, sich dinge vorenthalten zu lassen ohne sich wenigstens dafür zu interessieren, also -- sich mit etwas zu begnügen.

den bogen zurück: das interface soll doch, finde ich, ein vermittlungsangebot darstellen, kein exklusives gateway. die möglichkeit zur (also die chance auf) vereinfachung, für all jene, die sich - bewußt - dazu entschieden haben, nicht bis zur letzten detailstufe ein problem selbst lösen zu wollen. think kognitiv-makro, think helping hand, sozusagen.

scheiße ist und scheiße bleibt: wenn ein gerät per interface funktionen versteckt/vorenthält, vereinfachung als tarnung benutzt um den benutzer unmündig zu machen. noch scheißer ist, wenn der benutzer das nicht merkt: klingeltöne für viel geld per premium-sms kaufen anstatt sie als mp3 und kabel auf's mobiltelefon zu packen; dergleichen. nichts gegen benutzer, die sich dazu entschieden haben, lieber 2 euro für einen klingelton zu zahlen als sich mit verkabelung und dateiformaten auseinanderzusetzen, das ist dann eine legitime und sehr individuelle aufwand/nutzen-frage. im zweifel ist /mir/ das "nackte netz", die "nackte technik" lieber, aber im zweifel bin ich natürlich immer auch der libertärste von allen.

was ich also gern hätte, an viel mehr stellen im leben: das nachdenken darüber, ob man sich hier mit einem interface auseinandersetzt, auf welcher ebene man das ggf macht, wie abläufe in einer "black box" funktionieren (und das bei ampelsteuerungen, auf facebook, bei küchengeräten, in soziologie, in der werbung bzw kommunikation, ..), wie mittelbar oder unmittelbar man gerade zu seiner umwelt, zu seinem kontext in bezug steht. es geht gar nicht darum, immer alles wissen zu müssen, aber doch bitte, alles wissen zu dürfen und zu können. und vermutlich ist das dann eben der "roman des lebens" oder zumindest ein aktuell ziemlich hipper teil davon, den wir mal zu schreiben in angriff nehmen sollten. für zum lesen auf den ipads dieser welt.

(und mir ist bewußt, daß ich nur so halb-stringent klinge und vor allem auch nicht irgendeinem der drei o.g. zitate voll widerspreche oder voll zustimme. hinausrülpsen wollte ich's dann aber eben doch mal dringend.)

(dis-claimer, -closure & -functional: ich bin sowohl ingenieur als auch geistwissenschaftler, behaupten gewisse diplom- bzw. abschlußpapiere, außerdem sternzeichen waage und nachtmensch und habe "payback" nicht gelesen. das erklärt hier zwar nicht alles, aber doch einiges.)

gybe

between now and the live-dates, there'll be rivers of noise and distraction. and the internet is a petty tyrannical monster. please remember that really all that matters is the keep on keeping on. and all that really matters is the shows. and physical engagement in the world. and folks like us and folks like you. thanks for understanding, and thank you for still listening.

(-- godspeed you ! black emperor)

(bei gelegenheit dann also vielleicht doch mal endlich den stoßseufz ("meinten sie stoßsauf?") loslassen über gybe, über die neue silver mt zion platte, über mike pattons "mondo cane", über codes in the clouds und über mädchen und menschen im konzertkontext, all die themen eben, die nicht mehr nur einfach nur ein bißchen quer in der seele rumliegen, sondern direkt im herz so rumrütteln, mit substanz, also die einen überhaupt antreiben und die einem anlaß geben weiterzumachen und musik zu hören und bands zu sehen und sehen zu wollen vor allem, die dinge, die einem den grund liefern, sich für all das immer neu zu interessieren.)

wie gesagt, bei gelegenheit vielleicht mal.

._.

"sie müssen angemeldet sein, um kommentieren zu können."

"ihre sitzung wurde wegen zeitüberschreitung beendet."

"die mit * gekennzeichneten felder sind pflichtfelder."

"dieser newsletter liegt nur im html-format vor."

(manchmal komm' ich mir im internet so vor, als wäre ich gerade in einer ordnungsamts-realitydoku auf pro7. aber das ist ja eigentlich auch nix neues.)

glaubwürdigkeitstheater

während vorn im rampenlicht hektisch auf- und abgewiegelt wird, schwelt die frage, ob es nun tatsächlich brennt, eigentümlich unbeantwortet vor sich hin. auch der zuschauer stellt sie sich allenfalls unterschwellig. die vorstellung, er selbst könne brandopfer werden, flößt ihm wie eh und je grauen ein. doch solange ihm keine echten flammen entgegenschlagen, ist es ein grauen, das er sich gern einflößen lässt. die welt als thrill und zerstreuung.

-- thea dorn, "der große unernst", zeit online.

(via)

relevanzhysterie

screenshot: spiegel.de
screenshot: spiegel.de

und dann steht ja auch noch die frage im raum, wie man sich über bullshit überhaupt äußern sollte, heutzutage, auch ohne zu sehr auf "bullshit" oder gar auf "heutzutage" herumzureiten, ach was, am besten ganz ohne ritt, also wie man eigentlich abgeklärt mit lässig verbindet, das mittelding zwischen understatement und überangabe, so daß es gerade noch nicht unangenehm wird, dinge zu kritisieren. und das nicht mal nur beim bewerten von scheiße, sondern beim bewerten aller möglichen artikulationen. natürlich habe ich eine antwort darauf auch nicht, wenn ich aber diesen satz mit "selbstverständlich" anstelle von "natürlich" begonnen hätte, wäre ich glatt in die erwähnte understatement-falle getappt, statt dessen: meta-ätsch!

so kann's aber auch nicht weitergehen, gerade beim besprechen von musik eben. man schrammt einerseits knapp vorbei an diesem lahmarsch-feuilleton-ton, der eigentlich nicht mehr in ernstzunehmenden feuilletons vorkommt sondern schon eher in "produktempfehlungen" in playboy oder myself ("man darf gespannt sein", 27x "vielversprechend" und dergleichen floskeln), und andererseits an dem ton, zu dessen karikatur auch dieses blog schon längst verkommen ist, nämlich einer anhäufung von mädchengrunzwörtern ("hach!") versteckt in feinerem zwirn ("zartheit!"), zur ablenkung mit neologismen und checker-/nerd-vokabular versehen und mit ganz viel andeutungen und kryptik ausgeschmückt (hätte ich, btw, "garniert" geschrieben, wären wir wieder bei .. naja, you know).

kurz: ich geh' mir ziemlich auf den sack mit dieser schreibe, und das ist dann eben auch eine der erklärungen dafür, warum ich nicht mehr 2x täglich nerve mit berlin-tollfinden, gutemusik-erwähnen und sprachkritik-äußern. weil's mich selbst langweilt, daß ich all das immer noch empfinde, daß bei all der empfindung nicht doch auch bitte mal ein bißchen originalität im äußerungspotential (ha, siehe oben!) mitgeliefert wird, und überhaupt, vermutlich am allermeisten doch: daß ich mich nicht für fußball, shopping, wetter, horoskope oder socialmediastartupmüll interessiere, außer wieder auf so einer akademischen weltekelebene, klar.

was tun? well. keine ahnung. wollte nur mal öffentliches jungsgrunzen ausprobieren. und das wort "relevanzhysterie" gefiel mir auch gerade so gut.

mono, hebbel am ufer, 20100403

man kann seine gedanken nicht so recht sortieren, während man einen auftritt von mono erlebt, und das liegt vermutlich an der (achtung --) diffusizität der eindrücke, heißt: natürlich erlebt und spürt man stimmungen und macht beobachtungen, die sind aber alle so neblig ("meinten sie schleierhaft?") und gleichzeitig und kryptisch und verknotet, daß man aus sich selbst nicht ganz schlau wird. mono live at hau2 / bild: the_long_road @ flickr.com man denkt nach über traurigkeit, natürlich, also daß man mit der band gern mal über sadness sprechen würde, vielleicht sogar mit einer klassiker-einstiegsfrage wie "do you have to be sad to write a sad song?", dann aber eben nicht wie in einem interview weiter, sondern das höchstens als kennenlern-aufhänger beim speeddating.

der drummer yasunori takada erinnert an bj miller von health, nur ein bißchen zerseelter vielleicht, die zwei jungs im vordergrund (takaakira goto & yoda) sind das pendant dazu an umhäng-instrumenten (konzentriert weggetreten die meiste zeit, emo-professionell quasi), und bandmitglied vier ist tamaki kunishi, ein mädchen mit leertrainiertem blick, mit dem gemeinsam man am liebsten stumm an einem strand sitzen und auf's meer schauen und seufzen möchte für den rest des lebens, denn determinismus ist ja auch nur eine vornehme art von traurigkeit.

ernst beiseite: man will beginnen zu wollen und aufhören zu möchten; und man hat permanent so viele assoziationen beim hören eines solchen konzerts (und, nebenbei, auch beim hören eines mono-tonträgers, und ganz besonders sogar auch beim ansehen der live-dvd, an deren wahrnehmung ja seltsamerweise bisher noch kein "echtes" konzert so richtig rankam, aber das mag an "den umständen" und den in berlin für mono eher schlecht ausgewählten locations gelegen haben), daß man mehr verwirrt ist als alles andere. verwirrt von sich selbst, von der diffu..dings im kopf, von der traurigkeit, die einem nichts ausmacht (anhaben kann) und die man auch eher mittelbar an sich wahrnimmt, von der coolness/kühlheit im auftreten (nicht: auftritt) der band, vom grübeln über individualität von musikwirkung, und über "the fountain" und vanille (don't ask).

(vielleicht ist das ja dieses "gefühl"-ding, von dem alle reden.)

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(danke für's bild: the_long_road @ flickr)