modest mouse (20220712, huxleys) & phoebe bridgers (20220713, tempodrom)

mit "zu laut und zu männlich" fasse ich hinterher das modest-mouse-konzert im huxleys kurz zusammen. karreraklub-nostalgie, ganz wertfrei, it was different times, und in münchen und köln zuvor stand "float on" so wenig auf der setlist wie johnny marr auf der bühne, letzteres obviously, und was ersteres angeht gab’s in berlin dann doch eine kleine überraschung. dass das alles nicht mehr zeitgemäß war und ist, merke ich an diesem abend aber nicht nur an meiner leichten hitschlampigkeit, sondern bei ~allem~ rundherum. der habitus, mit dem solche eine band, ~diese~ band, auf einer bühne steht, ~so~ auf der bühne steht, die ansagen, die songauswahl, die vom drummer während des drummens gerauchte zigarette: es ist alles aus der zeit gefallen, es ist nett, ich erinnere mich, ja, so war das also, hmm, konzerte, tja. es kriegt mich nicht, es ist nah dran an "egal". keine fotos gemacht, keinen drang dazu verspürt.

am nächsten abend phoebe bridgers im tempodrom, in praktisch jeder hinsicht das gegenteil von modest mouse. ich habe keine musikalische history mit ihr oder ihren songs, ich bin zufällig hier, aber man spürt, ich spüre, jeder hier spürt eine völlig sonderbare (weil: ungewohnte) atmosphäre: die herzlichkeit der gesamten band strahlt ins junge publikum, das publikum strahlt zurück, songs und lyrics und lautstärke und, again, habitus ALLER anwesenden sind -wiesagtman?- wholesome. jede:r im raum ist nur sekunden nach konzertbeginn verliebt in phoebe bridgers und ihre art mit menschen umzugehen. ergriffenheit und staunen, statt lautquatschen und saufen. wann gab’s das zuletzt? bei arcade fire im magnet vor 20 jahren? bin ich zu sehr in der modest-mouse-bubble unterwegs gewesen, dass mir das alles so neuartig und angemessen und ~gut~ positiv (anstatt kitschig) erscheint? es gibt momente, da ergibt das alles irgendwie sinn, sogar dass ich gerade hier bin, of all the people. keine fotos gemacht, nicht dran gedacht.

(muss und werde noch weitergrübeln über all das. so viel aber schon mal wenigstens kurz ausformuliert, solang der kater noch anhält.)

alte reben

gibt es eigentlich einen angemessenen erikativ für das geräusch zweier halbsanft zusammenstoßender luxuskarren?, frage ich mich kurz danach, weil ich ~obviously~ alles, was mir nur noch selten geschieht, passiv zustößt, als schreibanlass nehmen will. den muskel reaktivieren vielleicht, wachsamer sein, artikulieren nachholen maybe, egal, als vorsatz jedenfalls, mehr aufmerksamkeit für ursachen und anlässe (für worte). ein crash war’s nicht, ein rumms vielleicht, aber eigentlich war der sound knarzender, knirschender, oder renne ich mit anlauf ins klischee, wenn ich kapitalistisch rummetaphorisiere? es waren ja ein suv und ein sportwagen, of all the things, beide vorher noch brav an der roten ampel im wartemodus und bei grün ein gleichzeitiges vorfahrtmissverständnis?, gleichzeitig losgefahren, gleichzeitig ineinandergerummst, knarz, knirsch, einen halben meter weit, weil, obacht: der suv (also der fahrer, aber irgendwie sind mensch und maschine in diesem kontext ja fast eins, also nullkommaneun?) saß vermutlich zu hoch um den viel zu niedrigen sportwagen auch nur zu sehen, der wiederum zwar im recht und von rechts aber eben im ~sTrAsSeNvErKeHr~ und meinegüte wenn man losfährt guckt man halt doch mal kurz ob da nicht irgendein suv-klotz im weg steht? aber dann möchte ich mir ja (ehrlich) kein urteil anmaßen, beide bekloppt, alle bekloppt, menschen, und himmelnochmalfrank jetzt lass’ mal die ganzen vorurteile stecken. also: es rummst und knirscht und man hält an und ist erstmal ratlos, ich wär’s ja auch, das überfordernde an situationen ist ja immer das unbekannte, aber wem sag’ ich das, denen jedenfalls nicht, die haben anderes zu tun. ich denke ganz kurz nach ob ich ein bezeugungsangebot machen soll, aber wir kennen mich, ich habe keinen bock, und was soll man da schon groß dazu sagen, was man nicht auch in einen blogtext tippen könnte?

sehr dunkel erinnere ich mich an ein semester informationstheorie und die zusammenhänge zwischen nachrichtengehalt bzw. entropie und komprimierbarkeit von signalen bzw. daten, und dass mir das einerseits -mathematisch- so irre logisch und naheliegend erschien auf der bedeutungsebene, und ich weiß noch wie sehr mir imponiert hatte, dass mathematiker damals einen guten sinn für passende begriffe hatten. da schwang ja bei allem immer so eine wirklich eigenartige poesie mit, wenn man ein system auf ein anderes abbilden konnte, wenn man spüren durfte, wie sich diese semantik der welt festzurrt in aller abstraktheit. die details hab’ ich selbstverständlich heute vergessen, shannon ist tot bzw. der mit "let the music play" und nicht der informatiker, und bei verkehrsunfällen kommt mit versicherungsstress und kapitalismus zuerst in den kopf - ich werde auch nicht jünger. aber ganz kurz nach dem rumms, noch im wahrnehmen der gerade passierten semantik am rosa-luxemburg-platz vorhin, glaube ich wirklich so eine art bizarre, bekloppte, völlig irrsinnig megalomanisch große BEDEUTUNGSLOSIGKEIT von allem darin zu erkennen. 200 meter linienstraße noch, dann kann ich endlich den wein aufmachen.

(den bone-dry von von buhl, btw.)