the walkmen (20230424−28, webster hall nyc)

um the walkmen an fünf aufeinanderfolgenden tagen live zu sehen, bedarf es im vorfeld natürlich einiger unrational getroffener entscheidungen, selbst wenn die konzerte in berlin passiert wären. taten sie nicht, sondern gut 6500km entfernt, also kamen zu den unrationalen entscheidungen noch ein paar abendliche affekthandlungen und emotional-kognitive bockigkeit dazu: die reunion show(s) werden angekündigt, ich lasse mir ein ticket für den letzten abend besorgen, denke dann (..) über eine angemessene reisedauer (aus naheliegend-zweckmäßigen gründen also "ein paar tage") nach, komme mir sofort auch wieder blöd vor vier der konzerte zu "verpassen" obwohl ich in new york sein werde, things escalate SEHR quickly, 5 tickets und 1 woche urlaub it is. ich hab’ schließlich schon größeren quatsch gemacht in meinem leben, und whythefucknot (ein begriff, der sich gewissermaßen leitmotivisch durch die ganze planung zog). zumal ich vergleichbaren quatsch für andere bands (interpol bei der turn on the bright lights tour durch halb europa zu begleiten, von explosions in the sky und current93 und scanners et al ganz zu schweigen, für max richter bzw. the leftovers 2018 schon mal nach new york geflogen zu sein) in der vergangenheit schließlich auch nicht bereut habe.

when i used to go out i would know everyone that i saw
now i go out alone if i go out at all

ich bin kein überfan, kein thewalkmen-ultra, kenne nur wenige songs/lyrics by heart, kann außer dem sänger die bandmitglieder nicht namentlich benennen, hab’ sie nur 1x zuvor live gesehen - aber im juni 2012 im roten salon, einem 250er(?)-laden, aus dem ich damals nassgeschwitzt wie selten von einem konzert nach hause lief und mit einem so penetrant verwirrend glückseligen grinsen, das knapp 11 jahre unterbewusst in hirn und herz anhalten sollte. jedenfalls rede ich mir das als grund dafür ein, oder wenigstens als anlass, die fünf dudes jetzt wieder in einem täglich ausverkauften 1500er-laden in new york erleben zu wollen.

aber auch fünf konzerte später, am sechsten tag in new york, bin ich sonderbar ratlos. ich werde keine konzertreview schreiben können oder müssen (das haben andere besser erledigt), ich will nicht auf details oder einzelnen emo-aspekten herumreiten,

(
dass beispielsweise "the rat", der bekanntlich beste song der welt aller zeiten, NICHT hochnäsig wegignoriert wurde, aber auch nicht zu prominent in den zugabenpart erst eingebaut, sondern im gegenteil an jedem abend ziemlich früh, gespielt dann aber auch NICHT mit "let’s get this over with"-habitus, sondern mit etwas, das ich vielleicht mit spitzbübischem stolz im gesichtsausdruck von hamilton leithauser beschreiben würde, spätestens wenn wirklich die halbe halle laut mitsingt, brüllt, weint, aha, sind also doch alle da, die ultras - will sagen, the walkmen sind sich nicht zu fein für ihren ALLES andere überstrahlenden monsterhit (looking at you here, tuxedomoon!), aber sie spielen ihn eben nicht als einen alles andere überstrahlenden monsterhit;

dass die setlists (1 / 2 / 3 / 4 / 5), außerdem, im prinzip zwar aus den gleichen songs bestanden an jedem abend, die reihenfolge und kleine details aber verändert wurden, als würde man experimentieren wollen, sich ausprobieren, mal sehen wie sich verschiedene dramaturgien der abende wohl anfühlen;

dass am letzten abend noch eine unerwartete "neue" coverversion dazugepackt wurde;

dass, als hamilton leithauser am donnerstag nach "we’ve been hand" erwartungsgemäß zum highfive-abklatschen an der ersten reihe vorbeilief, ich mich rechtzeitig vorgedrängelt hatte und meine fanboymomentsekunde bekommen habe;

dass ich, um meine eigene wahrnehmungsdramaturgie der woche anzupassen ("hey, this might sound weird, but - do we know each other from somewhere?"), am letzten abend meinen gehörschutz wegließ, um mehr mitzubekommen, um mehr zu spüren, und wenn’s der tinnitus hinterher sein sollte (fußnote: nein, er war es nicht);

dass ich meine fünf unterschiedlich bunten wristbands wie so eine kindertrophäe noch ein paar tage lang nicht vom rechten handgelenk entfernen werden, sondern mindestens während des rückflugs noch als artefakt bei mir trage, angesichts dessen ich kurz grinsen und seufzen kann;
)

die webster hall ist ein seltsamer laden - ein aufgeplusterter heimathafen neukölln mit starallüren, der gern eine columbiahalle wäre, aber dabei noch vor dem festsaal kreuzberg scheitert, im guten wie (vor allem) im schlechten - u.s.-typisch (?) durchsecuritysiert vom metalldetektorschleuseneingang über bekloppte warn- und weg-hinweisschilder bis zu geradezu ~deutsch~ wirkenden ermahnungen, wenn man versehentlich eine sekunde zu lang auf einem ~fluchtweg~ im weg steht, der in richtung einer verplombt-zugeschlossenen tür führt, aber vor allem ein laden, der NATÜRLICH teil einer gruppe von mehreren ähnlichen in der stadt ist und dem man das franchise-gehabe sofort anmerkt, an der bar, im klo, bei der organisation der merch-queues, bei der klimabeanlagung auf arschkalte "ich würd’ lieber schwitzen, verdammtnochmal"-temperaturen. devoha.

OHNE also auf all jene emo-kleinigkeiten näher eingehen zu wollen, ohne die rahmenhandlung einzuordnen, ohne eine review sein zu wollen: die fünftägige residency belässt mich deswegen ratlos, weil ich hinterher immer noch nicht weiß, wieso - also: womit, wodurch - sie mich gekriegt hat. die chemistry auf der bühne ist eine mischung aus the national und den bad seeds, die band wirkt nahbar ohne sich anzubiedern, bei "blizzard of ’96" passieren an jedem abend unerwartete seltsame dinge mit meinem nervenkostüm, das offenbar ein eigenes gänsehautfeature besitzt, bei "angela surf city" filme ich mit …

.. obwohl ich nie einer von ~denen~ werden wollte, bei "all hands and the cook" und "we’ve been had" (1 / 2) flenne ich einfach durch, - und nichts davon erklärt mir mich, nichts davon erklärt mir, dass ich die woche nyc nicht bereue, wohl nie bereuen werde. eigentlich nichts davon war out of this world, wenn auch sehr, sehr toll - aber jeder song, jeder abend, diese woche war gleichzeitig so out of these worlds, all of them, und, obacht, triggerwarnung/kraftausdruck: ich KAPIER’s einfach nicht.

let's go up highbeam again
just take your head from your hands
take up the cause, just once more
i never noticed before

wobei - eine leise ahnung wäre, vielleicht, die emotionale aufladung im kontext - durch die fünffachheit, durch die reunion, durch new york, durch das hotel, durch das wetter, durch die dosis ibuprofen/paracetamol/pseudoephedrin/cbd/etc, die ich an den ersten drei abenden intus hatte, durch den BUILD-UP gewissermaßen, durch die beschäftigung mit allem, durch die präsenz des themas gewissermaßen. und wenn ich nur jeweils einen teil dieser bedingungen rausdenke - sonst gleiches setup aber in berlin, sonst gleiches setup aber nur 1x statt 5x, sonst gleiches setup aber mit einer band, die nicht on 10yr-hiatus war zuvor - dann vermute ich zumindest, dass ich also selbst schuld daran bin, dass ich sowohl SO gut fand als auch dass ich es mir nicht genauer erklären kann. the yin/yang of ambiguitätstoleranz, does that make any sense?

das nichtkapieren, es tut irgendwie gut. gerne wieder.